Der Flandernbunker in Kiel, vom Norden gesehen

"Der Flandernbunker dient uns als Instrument – seine Architektur bringt nicht nur eine besondere Akkustik hervor sondern auch spezielle Gefühle, Stimmungen und Reibungen."

Limited Blindness

 

 

 

 

 

Flandernbunker vom Osten

 

Der heute auf einer Verkehrsinsel stehende Hochbunker stand früher am Rande des sogenannten "Flandern-Sportfeldes" des Marinestützpunktes. Die Landschaft Flandern im niederländisch-belgisch-französischen Grenzgebiet war im 1. Weltkrieg Schauplatz schwerer Kämpfe, wobei besonders die Schlacht von Langemarck traurige Berühmtheit erlangt.

Nach 1918 wurde diese Metzelei von patriotisch-nationalen Kräften zum Symbol für deutsches Heldentum aufgebaut. Von der NSDAP wurde dieses Symbol gezielt für die eigene Propaganda mißbraucht. Dies war namensstiftend, zuerst für den Marine-Sportplatz mit dazugehörigem Flandern-Denkmal, und später für den benachbarten Hochbunker.

 

Flandernbunker, WestfassadeDer Begriff "Bunker" entstammt der englischen Marinesprache, bezeichnet Schiffs-Stauräume, und bürgerte sich im Verlauf des 1. Weltkrieges als Bezeichnung für massive militärische Bauten ein.

Hinsichtlich der Erbauungszeit des Flandernbunkers widersprechen sich die Aussagen der Zeitzeugen (circa 1938 - 42). Bei Luftangriffen diente er als zentrale Funk- und Operationszentrale. Soweit bisher bekannt, wurden von diesem Bunker Flak-, Militär-, Feuerwehr- und Polizeieinsätze im gesamten Stadtgebiet von Kiel koordiniert.

Flandernbunker von Südosten aus gesehen




Der Bunker erhebt sich über einen rechteckigen Grundriss bis auf 10.70 m Höhe, einer Länge von 29 m und einer Breite von 21.5 m. Die Mauerstärke beträgt im Durchschnitt 2.5 m.

 

Äußerlich sind breite Mauerdurchbrüche erkennbar. Diese Durchbrüche wurden von der englischen Armee zur Entfestigung des Bunkers veranlasst. Erkennbar ist auch eine grobe Betonnaht ca. 0.5 m unter dem Flachdach. Sie stammt von einer Verstärkung der Bunkerdecke, die während des Krieges erfolgte, um die Zerstörung durch neue bunkerbrechende Bomben zu verhindern. Der Bunker konnte durch Anbauten an seiner West- und Ostseite betreten werden. Dazu mussten zwei um je 90° versetzte Druckschleusen passiert werden. Diese Stahlschleusen sollten verhindern, daß Druckwellen, Splitter und Explosionsgase in den Innenraum durchschlagen.flandernbunker westseite

 

Der Innenraum ist durch ein gegenläufiges zentrales Treppenhaus und zwei Stockwerke gegliedert. Im Erdgeschoss befanden sich ein größerer Maschinenraum, der mit Diesel- und Elektroaggregaten die Belüftung, Heizung und Stromversorgung sicherstellte, sowie ein größerer Sanitärbereich und Schutzräume.

Der 1. Stock scheint hauptsächlich als Schutzraum gedient zu haben, während sich im Obergeschoss die Funk- und Operationszentrale befand. Von der gesamten Inneneinrichtung ist nichts mehr erhalten. Ursprünglich war der Flandernbunker nur für Wehrmachtsangehörige gedacht und wohl jeder Raum bestimmten Einheiten zugeteilt. Diese Nutzung änderte sich aber mit steigender Bedrohungslage. So sind auch Zivilpersonen bekannt, die im Bunker Schutz fanden.

Bei Luftangriffen muss man sich den Bunker als einen Ort vorstellen, der bis auf den letzten Platz mit Menschen gefüllt war. Augenzeugen berichten, daß er bei nahen Einschlägen gewankt habe wie ein Baum im Sturm. Mindestens ein Volltreffer ist überliefert, wobei aber nur kurzzeitig das Licht ausfiel.

Der Bunker wurde bei Kriegsende, zusammen mit Stadt und Hafen, den einrückenden Briten kampflos übergeben. Viele Jahre im Besitz der Bundesvermögensverwaltung und privater Eigentümer, wurde er im Jahre 2001 vom Verein Mahnmal Kilian erworben. Er dient heute der Vermittlung von Geschichte, der Völkerverständigung und der Friedensförderung.

(Text: Verein Mahnmal Kilian e.V.)